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Das Schwarze Haus: Rezension

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Version vom 15. Juni 2008, 10:07 Uhr von Wörterschmied (Diskussion | Beiträge) (Edit 4998: Am Ende drehe ich etwas ab, aber dennoch ernst gemeint! WS 5/5)


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Croaton (4 / 5)

Stephen Kings und Peter Straubs Roman Das Schwarze Haus ist so eine Sache ... Es fasziniert durch seine Erzählstruktur – es ist das einzige Buch, das ich je gelesen habe, das derart genial präsentiert wird. Man muss wissen, dass es eines der brutalsten, wenn nicht sogar das brutalste Buch Kings ist (wie zum Beispiel Tyler Marshall den Fisherman erledigt, ist harte Kost) und dass es für diejenigen Leser, die mit dem Zyklus vom Dunklen Turm nicht vertraut sind, schwer verständlich oder zumindest ärgerlich ist – denn wenn man sich soweit durchgeackert hat, wird man fluchen, wenn man merkt, dass es kein eigenständiges Werk ist (die Kenntnis des Romans Der Talisman, als dessen Fortsetzung das Buch angepriesen wurde, ist indes zum Glück! nicht unbedingt nötig!). Für jeden, der den DT-Zyklus kennt und schätzt, ist DSH freilich eine Fundgrube und man lässt sich mitreißen von einer Fülle liebenswerter Charaktere und der überbordenden Fantasie zweier Autoren, die Vollgas geben.

Das Buch hat für mich zwei Probleme, die es nicht auf den 5-Punkte-Status erheben können. Erstens: Der Reporter Wendell Green – vielleicht die unsympathischste und widerwärtigste Figur, die King je geschaffen hat (zumindest auf einer Stufe mit einem Percy Wetmore) – bekommt ein glamouröses Happy End und erntet Ruhm und Reichtum. Das kann ich den Autoren nicht verzeihen.

Zweitens braucht man VIEL Geduld, um vor allem den Anfang des Buches zu überstehen. Teil Eins (also die ersten vier Kapitel) sind unheimlich langatmig und geradezu wirr; beim ersten Lesen war ich mehrfach versucht, den Roman mit dem Ausruf "Was ist denn jetzt das für ein Müll!" in die Ecke zu pfeffern. Dass ich dennoch 4 Punkte vergebe zeigt, wie gut es danach wird, aber ich bin mir sicher, dass viele treue Leser nicht über diesen ersten Teil hinauskamen.

Fazit: Mal wieder zu lang, aber insgesamt genial ausgedacht.

Wörterschmied (5 / 5)

Mit Das Schwarze Haus schaffen die Autoren Stephen King und Peter Straub etwas unter normalen Umständen unmögliches: Sie schreiben eine Fortsetzung zu einem Roman, die tausendmal besser ist als der Vorgänger!

Ist Der Talisman eine lustige und kinderfreundliche Geschichte à la Mark Twain, so ist Der Talisman II – Das Schwarze Haus einer der gruseligsten Horrorromane des dritten Jahrtausends! Die Idee, dass zwei Horrorautoren ein Phantasybuch über die Reise von zwei Kindern (und einem Wolf), die auf der Suche nach einem Allheimmittel sind, schreiben, ist so absurd wie eine Horrorgeschichte von Astrid Lindgren oder ein Schlagersong von Black Sabbath.

Dennoch beschränkt sich das Buch nicht auf die Darstellung von Mord und Blut: der junge Tyler Marshall wird von einem Kindesmörder entführt, der bereits drei Opfer forderte – der Clou: Ty wird von seinem Entführer in eine andere Welt gebracht, um dort als Brecher zu arbeiten, indem er seine übernatürlichen Kräfte einsetzen muss, von denen er selbst nichts weiß. Was King und Straub uns ersparen, sind lange Ermittlungsarbeiten à la Agatha Christie und übertriebene Räuber-und-Gendarm- Spiele nach Dan Brown.

Noch ehe der Junge entführt wird, ist bereits klar, dass der Konflikt zwischen Pro- und Antagonisten nicht in Gerichtssälen stattfindet oder auch nur auf profane Weise geklärt werden könnte. Die Verbindung zum Dunklen Turm Zyklus wird schnell geklärt, die Existenz von anderen Welten damit vorausgesetzt.

Aber dennoch erhält das Buch seine Magie gerade durch die Alltäglichkeit und die Wahrhaftigkeit von Handlungen. Jack Sawyer macht sich ein Omelett, obwohl er eigentlich keine Eier mag – aber geht es uns nicht allen so, dass diese Vertiefungen im Kühlschrank uns dazu zwingen, trotzdem immer frische Eier in den Kühlschrank zu legen? Nur langsam bricht die Vorstellung vieler Charaktere, dass es Dinge gibt, die man auf logische Weise nicht erklären kann. Der Horror und das Surreale müssen einen harten Kampf bestreiten, um endlich die Fesseln der Vorstellungskraft zu lockern und akzeptiert zu werden. (In Der Talisman wird mit diesem Thema viel fahrlässiger umgegangen: „Jack, du musst durch die Staaten reisen – wobei du aber kein Flugzeug oder Auto benutzen darfst –, um einen Talisman zu finden und deine Mutter zu retten – außerdem kannst du durch die Welten wandern und zwei erwachsene Männer mit übernatürlichen Kräften werden dich verfolgen. Bist du bereit?“ – „Läuft.“)

Wird die ausladende und überpenible Erzählstruktur von einigen Lesern eher geduldet als gemocht, so muss ich sagen, dass ich gerade diese vergöttere! Wir fliegen anfangs über die Stadt und riechen Rettiche und nehmen an einem Erdbeerfest im Altersheim teil – wann waren wir (die wir sogar direkt angesprochen werden) näher am Geschehen als hier? Vor allem folgende Szene ist mir seit dem ersten Lesen im Gedächtnis geblieben:

Eine dicke Biene kommt durch den leeren Fensterrahmen, der drei Schritte von Irmas Leiche entfernt ist […] Für uns hat die Biene, die weiterhin zufrieden durch den rückwärtigen Teil der Schreckenskammer brummt, jedoch aufgehört, eine willkommene Ablenkung zu sein, sie ist vielmehr Bestandteil des uns umgebenden Geheimnisses geworden. Sie ist ein Detail der Szenerie, ein Detail, das uns ebenfalls Demut abfordert und zu uns spricht. (Kapitel 2)

Genau an dieser Stelle bin ich King verfallen, dessen Handschrift die schrecklichsten Dinge in schönster Kalligraphie darzustellen weiß. Und noch heute muss ich stets an diese eine Textstelle denken, wenn Dinge des Alltags (eine Fliege im Fliegenfänger, Eier im Kühlschrank, ein aufgeschürftes Knie) plötzlich eine Magie entwickeln, die einen den Augenblick spüren lassen, dass man diesen Moment nicht aus dem Fernsehen kennt oder aus einem Gespräch erfahren hat, sondern tatsächlich erlebt hat und in dessen Angesicht seine eigene Existenz wahrnimmt und zu begreifen scheint. Diese Szene hat meine Wahrnehmung für immer verändert und mich dafür sensibilisiert, per se unvereinbare Dinge in Relationen zu setzen und die Welt um mich herum als etwas Organisches und Lebendes zu erkennen, das außerhalb von mir existiert und mich dennoch zu einem Teil von ihr macht, wie eine Biene an einem Tatort.


V E Artikel über Das Schwarze Haus
RomanInhaltsangabe (Teil I und Teil II) • ErzählstrukturVerknüpfungenRezensionen • Coverpage
Charaktere: Charles BurnsideLily CavanaughDale GilbertsonGorgWendell GreenHöllenhundArnold HrabowskiHenry LeydenFamilie Marshall (Fred, Judy, Tyler) • Speedy ParkerJack SawyerSophieThunder Five (Beezer, Doc, Mouse, Kaiser Bill, Sonny) • Wunderkinder aus dem Nichts

Orte: Black HouseFrench Landing, Wisconsin, French CountyGroße KombinationTerritorien
Sonstiges: A Chat with Peter StraubAugeBalkenCan-tah Abbalahda fanD'yambaFishermanNachrichten aus aller WeltOpfer des FishermanPnungSawyer-GangDer TalismanVerwerfungen