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Wahn: Rezension

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Croaton (4 / 5)

Zugegeben, als ich Stephen Kings Roman Wahn zum ersten Mal fertig gelesen hatte, schwankte ich zwischen 2 bis 3 Punkten, zu wirr war mir der Schluss, zu enttäuscht war ich von den vielen ungeklärten Fragen, die King aufwirft und dann einfach offen lässt (meine Gefühlsbäder werden wohl auch in meinem Duma Key-Tagebuch deutlich!), zu sehr hatte ich mich auf einen Edgar-malt-das-Böse-in-Grund-und-Boden-Showdown gefreut, der nicht kam.

Dass die ersten zwei Drittel volle 5 Punkte verdienen, kann keine Frage sein. Wie Edgar Freemantle um seine Rehabilitation kämpft und sein neues Talent entdeckt, das schnell übersinnliche Proportionen annimmt (siehe auch Edgars Kunstwerke), ist King vom Allerfeinsten. Doch mit der Einführung des Bösewichtes, des weiblichen Dämons Perse, wird die Geschichte nicht nur zunehmend surreal, sondern auch immer verworrener – nach der ersten Lektüre habe ich ungefähr nichts kapiert. Insofern ist Kings Erzählperspektive, der Ich-Erzähler, hier geschickt gewählt: King muss nicht viel erklären, da auch Edgar nicht alles versteht. Während er und seine Mitstreiter Wireman und Jack sich damit aber zufrieden geben, möchte ich als Leser mehr erfahren und Hintergründe verstehen. Lediglich der Gesamtkontext von Kings Werk kann Antworten bieten, da Perse sich wohl in die Reihe der Außenseiter einordnen lässt, die einfach existieren, ohne dass wir Menschen dies je ganz begreifen könnten.

Fazit: Wohl hauptsächlich ein Buch für Fans; das letzte Drittel wird den "gewöhnlichen" Leser eher ratlos zurücklassen.

Tiberius (5 / 5)

Ein Buch mit dem ich mich verabschiede, ein Buch bei dem ich wahrscheinlich für immer Lebe wohl sage. Nicht zu Stephen King! Oh nein, Gott behüte seine Schritte, dass dieser Schriftsteller noch weitere Werke wie dieses schaffen kann. Ich sage nicht Auf Wiedersehen, sondern Tschüss zu den deutschen Übersetzungen. Duma Key habe ich zum ersten mal komplett im Original lesen können, ohne die deutsche Vorlage vor mir gehabt zu haben. Doch ohne Netz und den doppelten Boden der deutschen Übersetzung lebt es sich prima. Wollte ich die deutsche Ausgabe nach dem dritten oder vierten Kapitel einfach nur noch entsorgen, bin ich mit dem Original schon auf gutem Weg, die erste Wiederholung zu schaffen.

King entführt uns und seinen Hauptcharakter heraus aus seinem angestammten Platz. Der Leser springt von Maine nach Florida. Edgar Freemantle von Minnesota nach Duma Key. Hier lernt er zu zeichnen. Nicht nur, was er sieht. Sondern viel mehr die Surrealität. Und genau zu diesem Zeitpunkt kommt das Übernatürliche ins Spiel. Ähnlich (aber nicht genau wie) Patrick Danville werden oder waren seine Werke Wirklichkeit. Etwas äußerst Mächtiges ist dort am Werk und verteilt Angst und Schrecken.

Wie Kings Agent behauptet, ist die Geschichte die einer Scheidung, so wie Lisey's Story die einer Ehe war. Ich stimme mit ihm überein. So, wie die Ehe zwischen Lisey und Scott Landon im verganenen Roman der Auslöser war, ist es hier die Scheidung von Eddy und seiner Frau Pam. Doch trotz aller Umstände sind sich beide Paare noch nah. Pam und Edgar telefonieren mehrfach. Selten, ja fast nie, auf Grund positiver Ereignisse. Und doch ist Duma Key anders. Es ist nicht nur die geographische, sondern auch die zwischenmenschliche Umgebung, auf die Edgar trifft. Es sind nicht die Nordamerikanischen Leute aus Maine, sondern Leute wie Wireman und Jack Cantori, die scheinbar leichtmütiger sind.

Hat die Geschichte Schwächen? Möglich, sogar sehr wahrscheinlich, aber welche Geschichte über Übernatürliche Ereignisse ist perfekt? Edgar zeichnet im Laufe seines Aufenthaltes auf Duma Key unzählige Gemälde, Skizzen und andere Zeichnungen. Und dennoch findet der letzte Kampf nicht mit dem Stift statt, sondern viel mehr in Gedanken. Klar, ein bischen Handwerk ist auch dabei, aber letztendlich ist es der Wille Edgars, der alles wieder ins Reine bringt.

King verteilt in diesem Roman wieder ein paar seiner Feinheiten. Wie süße Bonbons - auch wenn sie mitunter äußerst sauer schmecken - finden wir diese kleinen Andeutungen (ich erinnere daran, wie er Ilses letzten Abschied aus Sarasota beschrieb), die kleinen Querverbindungen (die 19 taucht herrlich offensichtlich auf und ist mitunter auf interessante Art und Weise versteckt) und schließlich der offene Umgang mit seiner eigenen Umgebung. Digitalkameras, Google und Email haben den Weg in seine Romane gefunden. Es ist schön zu sehen, dass Stephen King zwar älter werden mag, er aber weiterhin von seiner Umgebung beeinflusst wird.

Was bleibt als Fazit? Änderungen erscheinen wichtig. Sei es für die Charaktere, sei es für den Autor, oder für uns als Leser. Das die Qualität der resultierenden Werke leidet, kann mitunter sein. Aber nicht hier und nicht jetzt.